Die sechs Grundbedürfnisse: Warum wir tun, was wir tun
- Februar 13, 2025
Die sechs verankerten Grundbedürfnisse in uns beeinflussen unsere Verhaltensmuster und Entscheidungen. Wie Du deine Grundbedürfnisse besser verstehen lernst und mehr Erfülltheit und Lebensqualität erfahren kannst.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Die Bedeutung der Grundbedürfnisse
- 2. Was sind die sechs menschlichen Grundbedürfnisse?
- 3. Die Grundbedürfnisse und ihre Erfüllung
- 4. Die Ursprünge der sechs Grundbedürfnisse in der Human Needs Psychology
- 5. Unsere Grundbedürfnisse und die Hormone
- 6. Wie Dir das Wissen über die Grundbedürfnisse helfen kann
Die Bedeutung der Grundbedürfnisse
Wir fragen uns manchmal, warum wir, d.h. wir selbst oder andere Menschen, auf eine bestimmte Weise handeln. Warum wir an einem Verhalten festhalten, das uns eigentlich nicht guttut, oder ein ungünstiges Verhaltensmuster nicht durchbrechen können. Oder uns umgekehrt nicht dazu durchringen können, etwas zu tun, von dem wir eigentlich denken, es wäre doch vernünftig. Warum wir uns aus ungesunden Beziehungen nicht lösen oder bestimmte emotionale Zustände oder Probleme nicht loslassen können.
Einen Grund dafür finden wir in den tief in uns angelegten sechs Grundbedürfnissen: Sie treiben uns an, steuern unser Verhalten und beeinflussen, bewusst oder unbewusst, unsere Entscheidungen. Unsere Suche nach Sicherheit, Abwechslung und Bedeutung, nach Verbundenheit, Wachstum und Beitrag nimmt so starken Einfluss auf unser gesamtes Leben.
Wenn Du diese sechs Grundbedürfnisse verstehst, gewinnst Du nicht nur tiefere Einsichten in Dein eigenes Verhalten und das Deiner Mitmenschen: Du kannst auch bewusster wählen, gesunde Wege finden, um Deine Bedürfnisse zu erfüllen, und destruktive Muster leichter durchbrechen. Du kannst Entscheidungen treffen, die Dich Deinen Wünschen wirklich näherbringen, Deine Beziehungen harmonischer gestalten und eine gesündere Balance in Deinem Leben schaffen.
Einer der Schlüssel zu einem erfüllten Leben liegt darin, unsere Bedürfnisse auf eine bewusste, positive und nachhaltige Weise zu erfüllen.
Was sind die sechs menschlichen Grundbedürfnisse?

1. Das Bedürfnis nach Sicherheit und Gewissheit
Die Schlüsselwörter für dieses menschliche Grundbedürfnis sind Sicherheit, Geborgenheit, Komfort, Stabilität, Vorhersehbarkeit, Kontrollierbarkeit und Schutz.
Jeder Mensch sehnt sich nach Sicherheit und Halt. Dieses Bedürfnis zeigt sich in vielen Bereichen unseres Lebens: Ein sicheres Zuhause, ein verlässliches Einkommen, stabile Beziehungen oder die Gewissheit, dass unsere Grundbedürfnisse wie Nahrung und Gesundheit abgedeckt sind. Sicherheit gibt uns das Gefühl von Kontrolle und Vorhersehbarkeit, wodurch wir Stress reduzieren und uns entspannen können.
Als Säuglinge sind wir auf Sicherheit angewiesen; und ein Kind braucht Geborgenheit, Verlässlichkeit und Schutz, um sich gesund zu entwickeln. Doch auch als Erwachsene streben wir danach, Risiken zu minimieren und uns auf eine stabile Umgebung verlassen zu können.
Manche Menschen finden Sicherheit bereits in einfachen Strukturen, während andere materielle Absicherung oder feste Routinen brauchen, um sich wohlzufühlen. Während einige in einem bescheidenen Umfeld glücklich sind, benötigen andere große finanzielle Rücklagen oder eine detaillierte Lebensplanung, um sich sicher zu fühlen. Wieder andere finden Sicherheit in einem bestimmten Geisteszustand, sei es durch einen tiefen Glauben, eine positive Lebenseinstellung oder das Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten.
Ein zu starker Drang nach Sicherheit kann für uns zur Einschränkung werden: Wer jede Unsicherheit vermeiden will, neigt eher dazu, Risiken zu scheuen und neue Erfahrungen zu vermeiden, sich an starre Routinen zu klammern oder Kontrolle über andere auszuüben. In solchen Fällen wird das Bedürfnis nach Sicherheit zur Begrenzung, anstatt zur Unterstützung eines erfüllten Lebens.
2. Das Bedürfnis nach Abwechslung
Die Schlüsselwörter hier sind Abenteuer, Spannung und Veränderung, Überraschung, Ungewissheit und Unsicherheit, Chaos, Risiko, Anstrengung und Herausforderung, Krise, Konflikt und Unterhaltung.
So wichtig Sicherheit für unser Wohlbefinden ist, allein reicht sie nicht aus. Ohne Abwechslung, Herausforderungen und Überraschungen wird das Leben eintönig und verliert an Spannung. Wir Menschen brauchen Veränderung durch neue Erlebnisse, Herausforderungen oder kreative Impulse. Unvorhersehbare Momente bringen uns zum Wachsen und halten uns geistig sowie emotional in Bewegung.
Manche Menschen finden Abwechslung in einem neuen Hobby, interessanten Gespräche oder spontanen Ausflügen; andere suchen sie in Extremen wie z.B. durch Reisen in unbekannte Länder, riskante Sportarten oder unkonventionelle Lebensentscheidungen. Das Streben nach Neuem gibt uns das typischerweise das Gefühl, lebendig zu sein.
Zu viel Ungewissheit kann jedoch zu Angst und Überforderung führen. Ein Leben, das nur aus Chaos, ständigem Wechsel oder unkontrollierbaren Risiken besteht, kann uns emotional destabilisieren. Manchmal versuchen Menschen außerdem, ihr Bedürfnis nach Abwechslung auf destruktive Weise zu erfüllen, durch unnötige Konflikte, selbst verursachtes Drama oder impulsive, risikoreiche Entscheidungen.


3. Das Bedürfnis nach persönlicher Bedeutung
Die Schlüsselwörter für dieses menschliche Grundbedürfnis sind Stolz, Erfolg und Besonderheit, Einzigartigkeit, Wettbewerb, Anerkennung, Aufmerksamkeit, Gebrauchtwerden und Gewollt sein, Wichtigkeit und Signifikanz.
Jeder Mensch braucht das Gefühl, wichtig und wertvoll zu sein und gebraucht zu werden. Dieses Bedürfnis nach Bedeutung treibt uns dazu an, uns Ziele zu setzen, Erfolge zu erzielen und unseren Platz in der Welt zu definieren. Ob durch Anerkennung im Beruf, herausragende Leistungen oder das Gefühl, für andere da zu sein: Wir suchen nach Wegen, um unsere Einzigartigkeit auszudrücken.
Als Kinder möchten wir wahrgenommen werden, konkurrieren um Aufmerksamkeit; als Erwachsene definieren wir uns häufig über unsere Errungenschaften oder sozialen Rollen. Bedeutung kann aus Leistung entstehen, z.B. durch eine erfolgreiche Karriere, ein besonderes Talent oder das Gefühl, etwas Sinnvolles beizutragen. Manche Menschen suchen Bedeutung im Helfen, andere in beruflichen oder anderen Erfolgen oder durch Statussymbole. Manche treibt es an, einen Unterschied im Leben anderer zu machen, nach Perfektion oder Exzellenz zu streben oder Großes zu leisten.
Doch das Streben nach Bedeutung kann auch zur Falle werden. Wenn wir uns nur über Leistung, Anerkennung oder Überlegenheit definieren, laufen wir Gefahr, uns von den anderen zu isolieren, denn ewige Dominanz, ein ständiger Konkurrenzkampf und Wettbewerb um Status kann echte Nähe und Verbundenheit erschweren. Menschen, die sich ständig beweisen müssen, kämpfen oft damit, wahre Liebe zuzulassen. Manchmal suchen wir Menschen Bedeutung sogar in destruktiven Mustern, indem wir wütend werden, Konflikte provozieren und etwas oder jemand anderen niederreißen. Oder indem wir unsere Probleme besonders groß sein lassen und uns in Hilflosigkeit und Opferplatz festhalten, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.
4. Das Bedürfnis nach Liebe und Verbindung
Die Schlüsselwörter hier sind Zusammengehörigkeit, Leidenschaft, Wärme und Verbundenheit, Einheit, Liebe, emotionale Nähe.
Liebe und Verbindung sind essenzielle menschliche Bedürfnisse. Wir alle sehnen uns nach Zugehörigkeit, Verständnis und emotionaler Nähe – in romantischen Beziehungen und Partnerschaften, Familie, Freundschaften und anderen Gemeinschaften. Ohne diese Verbindung fühlen wir uns typischerweise einsam, isoliert und unvollständig.
Wir Menschen sind soziale Wesen, und das Bedürfnis nach Liebe und Verbindung ist eines der tiefsten und grundlegendsten, das wir haben: Schon als Säuglinge brauchen wir Nähe und Berührung, um uns gesund zu entwickeln. Ohne Liebe verkümmert ein Mensch nicht nur emotional, sondern kann auch physisch darunter leiden. Dieses Bedürfnis begleitet uns ein Leben lang und zeigt sich auf verschiedene Weise. Manche suchen Erfüllung in tiefen Freundschaften oder spirituellen Gemeinschaften, während andere in der Partnerschaft die höchste Form der Verbindung sehen. Egal in welcher Form: Liebe gibt uns das Gefühl, zugehörig und verstanden zu sein, und unserem Leben Sinn und Erfüllung.

Wahre Verbindung entsteht dabei, wenn wir uns authentisch zeigen, uns öffnen und bereit sind, Liebe zu geben und zu empfangen, d.h. ohne Bedingungen, Erwartungen oder die Angst vor Schmerz oder Verletzung. Doch nicht immer wird das Bedürfnis nach Liebe auf gesunde Weise erfüllt: Wenn wir uns unsicher oder ungeliebt fühlen, können wir unbewusst Strategien entwickeln, die Nähe erzeugen sollen, uns aber in Wirklichkeit schaden, wie eine ständige Aufopferung oder die Unterdrückung der eigenen Bedürfnisse und Impulse. Einige Menschen versuchen, Nähe zu erzwingen z.B. durch aggressive Interaktion, emotionale Abhängigkeit und toxische Beziehungen.

5. Das Bedürfnis nach Wachstum
Die Schlüsselwörter für dieses menschliche Grundbedürfnis sind Lernen, Fortschritt, Potenzial, Weiterentwicklung und Entwicklung, Veränderung, Transformation und Expansion.
Wir Menschen sind von Natur aus dazu veranlagt, zu lernen und uns zu entwickeln – sei es durch die Verarbeitung von Erfahrungen, das Streben nach Wissen oder das Überwinden von Herausforderungen. Der Drang zu wachsen ist tief in uns verankert, und es treibt uns an, unsere Fähigkeiten und unser Leben zu erweitern – intellektuell, emotional und spirituell. Ohne Wachstum fühlen wir uns stagnierend und unerfüllt, unser Leben degeneriert in einer Art Selbstverlust und unser Potenzial bleibt ungenutzt.
Das Bedürfnis nach Wachstum zeigt sich in vielen Facetten unseres Lebens, im Lesen eines inspirierenden Buches genauso wie in größeren Veränderungen wie einem beruflichen Neuanfang oder einer spirituellen Entfaltung. In jedem Fall erfordert es Mut, Offenheit und häufig auch die Bereitschaft, die eigene Komfortzone zu verlassen, denn wahres Wachstum findet jenseits unserer gewohnten Grenzen statt.
Manche Menschen suchen Wachstum durch körperliche Betätigung oder das Annehmen von Herausforderungen, andere durch kontinuierliche berufliche Weiterbildung oder das Streben nach Selbstverwirklichung.
Doch auch das Streben nach Wachstum kann in eine Falle geraten: Wenn wir z.B. nie wirklich zufrieden sind mit dem, was wir erreicht haben und das Erreichte nie für gut genug halten. Oder wenn wir ständig nach mehr suchen, ohne den jetzigen Moment zu würdigen und auszukosten.
6. Das Bedürfnis, einen Beitrag zu leisten
Die Schlüsselwörter hier sind Geben, Großzügigkeit und Engagement, Mitgefühl, Sinn, etwas Größeres schaffen, Helfen, Teilen, über sich selbst hinaustreten; einen Unterschied machen.
Das Bedürfnis, etwas beizutragen, ist einer der kraftvollsten Antriebe in unserem Leben. Es ist der Wunsch, über unser selbst und das eigene Leben hinaus etwas zu bewirken und einen positiven Unterschied zu machen, der uns dazu drängt, etwas für andere zu tun und zu etwas Größerem beizutragen. Denn echte Erfüllung entsteht immer dann, wenn wir über uns selbst hinauswachsen und unser Wissen, unsere Fähigkeiten oder unsere Zeit mit anderen teilen. Indem wir anderen helfen, erleben wir nicht nur einen Sinn, sondern auch Wachstum und Verbindung. Das Geben ist ein Akt der Großzügigkeit und des Mitgefühls, der uns nicht nur mit anderen, sondern auch mit uns selbst in Einklang bringt.
Der Beitrag ist deshalb nicht nur ein Bedürfnis, sondern eine wesentliche Quelle der geistigen und spirituellen Erfüllung. Genau wie wir nicht überleben können, ohne dass andere zu unserem Wohlergehen beitragen, können wir nicht wirklich spirituell wachsen, wenn wir nicht auch für andere einen Beitrag leisten. Wenn wir über unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche hinaus denken und handeln, erfahren wir eine tiefe Form der Verbindung und des Sinns.
Viele Menschen leisten einen Beitrag durch soziales Engagement oder gemeinnützige Arbeit, durch Spenden für wohltätige Zwecke, durch die Unterstützung von Familie und Freunden oder von Natur und Umwelt, durch spirituelle Arbeit oder kreative Projekte, die das Leben anderer bereichern.

Bei allem Streben nach Beitrag müssen wir hierauf achtgeben: Zuviel Aufopferung oder eine Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse kann zu einem Ungleichgewicht in uns führen. Es ist deshalb zentral, auch den eigenen Bedürfnissen gerecht zu werden, bevor wir uns vollständig den Bedürfnissen anderer widmen. Der wahre Beitrag ist der, der im Einklang mit uns selbst und unseren Werten steht und uns nicht nur den anderen, sondern auch uns selbst näherbringt.
Die Grundbedürfnisse und ihre Erfüllung
Die ersten vier Bedürfnisse – nach Sicherheit und Gewissheit, Abwechslung, persönlicher Bedeutung und nach Liebe und Verbindung – sind die absolut grundlegenden menschlichen Bedürfnisse; d.h. jede/r von uns muss diese Bedürfnisse in gewissem Maße befriedigen.
Die letzten beiden Bedürfnisse jedoch, die wir auch als die spirituellen Bedürfnisse beschrieben, nämlich die nach Wachstum und danach, einen Beitrag zu leisten, bergen das Geheimnis der menschlichen Erfüllung.
Wir Menschen finden Wege, um diese sechs Bedürfnisse zu erfüllen – auf positive und konstruktive, neutrale oder auf negative und destruktive Weise. Dabei haben alle Verhaltensweisen, jeder emotionale Zustand, jede Beziehung und alle Aktivitäten, die mindestens drei unserer Bedürfnisse in hohem Maße erfüllen, für uns ein starkes Suchtpotenzial. Die Kunst besteht für uns deshalb darin, gesunde, konstruktive und nachhaltige Wege zu finden, unsere sechs Bedürfnisse zu erfüllen.
Spannungsfelder der Grundbedürfnisse
Manchmal geraten unsere Bedürfnisse in Konflikt miteinander: Unser Bedürfnis nach Sicherheit kann zum Beispiel mit dem nach Abwechslung kollidieren; unser Streben nach persönlicher Wichtigkeit kann echte Nähe und Verbindung zu anderen erschweren: Beispielsweise verstärken wir persönliche Wichtigkeit über das Erleben, anders zu sein als die anderen. Je stärker jedoch das Gefühl ist, anders zu sein, desto weniger zugehörig und verbunden fühlen wir uns.
Diese Spannungsfelder sind ganz natürlich, und sie zu erkennen, ist der Schlüssel, um ganz bewusst zu reflektieren, welche Bedürfnisse unser Leben dominieren und wie wir sie auf hilfreiche Weise erfüllen können, und dann bewusste Entscheidungen zu treffen.
Die Ursprünge der sechs Grundbedürfnisse in der Human Needs Psychology
Die „Human Needs Psychology“ basiert auf einer Kombination verschiedener psychologischer, philosophischer und neurowissenschaftlicher Ansätze. Sie wurde vor allem durch Tony Robbins popularisiert, ist aber von mehreren wissenschaftlichen und philosophischen Strömungen beeinflusst:
Die Bedürfnispyramide nach Maslow:
Die Bedürfnispyramide ist ein Modell aus der Psychologie, das menschliche Bedürfnisse hierarchisch ordnet. Sie wurde 1943 vom US-amerikanischen Psychologen Abraham Maslow entwickelt und beruht auf der Idee, dass Menschen erst ihre grundlegenden Bedürfnisse befriedigen müssen, bevor sie höhere, komplexere Bedürfnisse und Ziele anstreben können. Maslow stellte die Bedürfnisse dabei zunächst in einer fünfstufigen Pyramide dar, die er später um eine sechste Stufe ergänzte.
Die sechs Stufen der Bedürfnispyramide:
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1. Physiologische Bedürfnisse:
Die grundlegenden Überlebensbedürfnisse des Menschen wie ausreichend Nahrung, Wasser, Wärme oder Schlaf, ohne die wir nicht existieren können. -
2. Sicherheitsbedürfnisse:
Hier geht es um Schutz, Stabilität und geordnete Strukturen, wie z.B. durch körperliche Sicherheit und Gesundheit, finanzielle Stabilität und Wohnsicherheit. -
3. Soziale Bedürfnisse:
Zugehörigkeit, Liebe und emotionale Verbindungen in Form von Familie, Partnerschaft, Freundschaften, Gemeinschaften und sozialen Gruppen.
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4. Individualbedürfnisse:
Hier geht es um Wertschätzung, soziale Anerkennung und Respekt, um Selbstwert, Unabhängigkeit, Status und Erfolg. -
5. Selbstverwirklichung:
Das Bedürfnis nach persönlichem Wachstum und Potenzialentfaltung z.B. über Kreativität, Sinnfindung und die Realisation der eigenen Berufung. -
6. Transzendenz:
Hier geht es um Spiritualität, höhere Verbundenheit und die Einheit mit dem Universum z.B. über Meditation, über Religion oder spirituelle Erfahrungen und altruistische Handlungen.
Dabei sah auch Maslow die Erfüllung der Bedürfnisse nicht als absolut streng hierarchisch, sondern erkannte an, dass Menschen auch soziale Bindungen suchen können, ohne dass alle Grundbedürfnisse erfüllt sind. In der heutigen Zeit streben Menschen auch nach Selbstverwirklichung, während gleichzeitig ihre Sicherheitsbedürfnisse unsicher sind. Und kulturelle Unterschiede beeinflussen, ob uns bestimmte Bedürfnisse wichtiger erscheinen als andere.
Er betrachtete sie jedoch grundsätzlich als hierarchisch aufeinander aufbauend, während die Human Needs Psychology davon ausgeht, dass alle sechs Grundbedürfnisse nebeneinander stehen und gleichzeitig aktiv sind, und je nach Person unterschiedlich priorisiert werden.
Die humanistische Psychologie:
Sie entstand in den 1950er und 1960er Jahren als Gegenbewegung zur Psychoanalyse und zum Behaviorismus; zu ihr lässt sich auch Maslow zählen. Ihre Vertreter entwickelten Ansätze, die den Fokus auf persönliche Selbstverwirklichung, Wachstum und ein positives Menschenbild legten. So betonte z.B. Carl Rogers, der Entwickler der klientenzentrierten Gesprächsführung, das kontinuierliche Bedürfnis nach Wachstum und die natürliche Tendenz eines Menschen, seine Fähigkeiten und Potenziale bestmöglich zu entwickeln. Viktor Frankl, der Begründer der Logotherapie, war überzeugt davon, dass der Mensch primär nach Sinn im Leben strebt, was dem Bedürfnis nach Beitrag leisten in der Human Needs Psychology entspricht.
Spirituelle Philosophien:
Buddhismus und Taoismus lehren das Streben nach innerer Ganzheit statt äußerer Kontrolle; die schamanischen Traditionen das Bedürfnis nach Balance zwischen individuellen und gemeinschaftlichen Werten.
Unsere Grundbedürfnisse und die Hormone
Die Human Needs Psychology basiert außerdem auf Verhaltenstheorien in Verbindung mit neurologischen Mechanismen, die unsere Motivation steuern:
1. Bedürfnis nach Sicherheit:
Dieses Bedürfnis ist verknüpft mit dem limbischen System. Das limbische System ist der emotionale Teil des Gehirns und umfasst u. a. die Amygdala (den sogenannten Mandelkern), die eine zentrale Rolle bei der Angstverarbeitung und Stressreaktion spielt. Das Haupt-Stresshormon Cortisol steigt bei Unsicherheit und wird durch Rituale, Vorhersehbarkeit und eine stabile Umgebung reguliert. Wenn das Gehirn Sicherheit wahrnimmt, reduziert es die Ausschüttung von Stresshormonen und schafft ein Gefühl der Kontrolle. Wenn wir uns hingegen unsicher fühlen, steigt Cortisol, was Angst und Anspannung verursacht.
2. Bedürfnis nach Abwechslung:
Dies ist verknüpft mit dem mesolimbischen Belohnungssystem, einem Netzwerk im Gehirn, das dafür sorgt, dass wir Freude empfinden und motiviert sind, Neues zu entdecken. Es besteht aus mehreren wichtigen Gehirnregionen, darunter das ventrale Tegmentum und der Nucleus accumbens. Wenn wir etwas Spannendes oder Belohnendes erleben, wie z. B. ein gutes Essen, schöne Musik oder neue Erfahrungen, schüttet dieses System das „Glückshormon“ Dopamin aus, das uns ein angenehmes Gefühl gibt und unsere Motivation und Kreativität fördert, jedoch bei Überschuss ein Gefühl der Verunsicherung kreiert. Ohne Abwechslung sinkt der Dopaminspiegel, was zu Langeweile und Antriebslosigkeit führen kann.
3. Bedürfnis nach persönlicher Bedeutung:
Soziale Anerkennung und Wertschätzung, Lob und Respekt, Erfolgserlebnisse und soziale Nähe fördern die Ausschüttung von Serotonin (ebenso wie Tageslicht, Bewegung und gesunde Ernährung, Berührungen, Meditation und Dankbarkeit einen deutlichen Einfluss auf den Serotonin-Level haben). Das „Wohlfühlhormon“ Serotonin wird zu etwa 90 % im Darm und zu 10 % im Gehirn hergestellt und beeinflusst neben Schlaf, Lernen und sozialer Interaktion auch unser Selbstwertgefühl, Wohlbefinden und unsere emotionale Stabilität und Zufriedenheit. Ein niedriger Serotoninspiegel kann deshalb mit Unsicherheit, Ängsten oder depressiven Verstimmungen einhergehen.
4. Bedürfnis nach Liebe und Verbindung:
Wir sehnen uns nach Verbindung und Zugehörigkeit. Enge Beziehungen aktivieren unser Bindungssystem und steigern unser Wohlbefinden. Dabei wird durch Berührung, Nähe und soziale Bindungen das „Bindungshormon“ Oxytocin ausgeschüttet und dadurch Vertrauen und Zusammenhalt gestärkt. Man weiß heute, dass Oxytocin Empathie und Verbindung fördert, wodurch wir uns sicher und geliebt fühlen. Einsamkeit oder sozialer Rückzug senken den Oxytocinspiegel und können Gefühle der Isolation verstärken.
Zusammengefasst:
- Sicherheit reduziert Cortisol und schützt uns vor Stress.
- Abwechslung aktiviert das Belohnungssystem und setzt Dopamin frei.
- Bedeutung steigert Serotonin und stärkt das Selbstwertgefühl.
- Verbindung fördert Oxytocin und schafft emotionale Nähe.
Wie Dir das Wissen über die Grundbedürfnisse helfen kann
Das Wissen über die sechs Grundbedürfnisse kann Dir helfen, Klarheit über Deine Motivation zu gewinnen, Dein Verhalten und das Verhalten anderer Menschen besser zu verstehen und limitierende Gewohnheiten zu durchbrechen. All das führt zu schöneren Beziehungen, mehr Erfülltheit und mehr Lebensqualität.
Hier kommen einige Anwendungsbeispiele, wie Du dieses Wissen für Dich nutzen kannst:
Erkenne Deine Antreiber: Deine zwei zentralen Grundbedürfnisse
Wir alle haben dieselben Grundbedürfnisse, jedoch sind diese je nach Person unterschiedlich stark ausgeprägt und prägen entsprechend unser Denken, Fühlen und Handeln. Wer ständig nach neuen Herausforderungen sucht und Veränderungen liebt, hat möglicherweise ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Abwechslung. Jemand, der in Beziehungen nach Bestätigung und Anerkennung strebt, legt vermutlich großen Wert auf persönliche Bedeutung.
Dabei gibt es bei jedem von uns typischerweise zwei Grundbedürfnisse, an denen wir besonders stark ausgerichtet sind, die unsere Lebensgestaltung, unsere Prioritäten und unser Verhalten besonders dominieren. Werden unsere zentralen Bedürfnisse nicht erfüllt, können Frustration, innere Unruhe oder sogar ernsthafte Beziehungskrisen entstehen.
Wenn wir wissen, welche Grundbedürfnisse bei einem Menschen im Vordergrund stehen, lassen sich viele seiner Entscheidungen, emotionalen Muster und zwischenmenschlichen Dynamiken besser verstehen.
Um ein erfülltes Leben zu führen, ist es essenziell, die eigenen zentralen Bedürfnisse zu erkennen. Prüfe hierzu, was Dir im Leben am wichtigsten ist, welche Sehnsüchte Du am stärksten mit Dir herumträgst und welches Bedürfnis Deine Entscheidungen und Handlungen am meisten beeinflusst. Mach Dir bewusst, welche der sechs Bedürfnisse Dich derzeit am stärksten motivieren, und auch, welche in Deinem Leben möglicherweise zu kurz kommen.
Erkenne Deine Erfüllungsmuster: Gesunde und ungesunde Wege
Es ist superhilfreich, Dir darüber bewusst zu werden, wie Du Deine grundlegenden Bedürfnisse aktuell erfüllst. Frag´ Dich für jedes der sechs Grundbedürfnisse, welche Wege Du bewusst oder bisher unbewusst benutzt, um das jeweilige Bedürfnis zu erfüllen.
Prüfe sowohl die gesunden als auch die ungesunden Wege zur Bedürfniserfüllung, und ob diese Muster und Verhaltensweisen Dir und anderen wirklich gut tun oder ob sie zu Konflikten und Frustration führen.
Hier kommen einige Beispiele für ungesunde Wege zur Bedürfniserfüllung:
Beispielsweise könntest Du Dein Bedürfnis nach Bedeutung durch aggressive Konkurrenz oder durch Selbstaufopferung statt durch gesunde Anerkennung und Zusammenarbeit befriedigen oder Dein Bedürfnis nach Sicherheit in einer toxischen Beziehung suchen, weil Du Angst vor Veränderung hast. Du könntest Dein Bedürfnis nach Sicherheit auch auf ungesunde Weise durch Rückzug und Vermeidung erfüllen, oder Dein Bedürfnis nach Abwechslung auf gefährliche Weise durch sehr risikoreiche Aktivitäten.
Eine bewusste Reflexion über Deine eigenen Muster kann Dir helfen, ungesunde Wege der Bedürfnisbefriedigung zu erkennen und gegebenenfalls zu verändern.

Die Art, wie wir unsere Bedürfnisse erfüllen, kann sich stark auf unser Leben auswirken. Wenn wir unsere Bedürfnisse auf gesunde, nachhaltige Weise befriedigen, führt uns das zu einem erfüllteren Leben. Ungesunde Mechanismen bringen uns hingegen zwar oft kurzfristige Erleichterung, jedoch schaden uns und unserem Leben langfristig.
Prüfe, ob Du Dich in Deinem Leben durch ungesunde Erfüllungsmuster blockiert fühlst und welche Veränderungen notwendig sind. Kleine, bewusste Veränderungen können Dir helfen, Deine Bedürfnisse auf eine Weise zu erfüllen, die sowohl Dir als auch anderen zugutekommt.

Überprüfe den Grad der Erfüllung an ganz bestimmten Stellen
Wenn Du in einem bestimmten Bereich Deines Lebens oder mit einem Verhaltensmuster gerade unglücklich bist, überprüfe, wie sehr Deine sechs Grundbedürfnisse hierdurch erfüllt werden.
Das kann eine bestimmte Beziehung sein, wo es irgendwie hakt, oder auch eine, an der Du extrem hängst. Ein Hobby, das Dir früher Freude gemacht hat, aber jetzt irgendwie nicht mehr, oder eine bestimmte Aktivität, die Du Dir vorgenommen hast, die Du aber doch nicht machst. Es kann ein Verhaltensmuster sein, das Du eigentlich ablegen möchtest, was Du aber nicht tust, oder die Arbeit, die Dich nicht glücklich macht. Es kann auch ein emotionaler Zustand sein, in den Du immer wieder hineingerätst, obwohl er Dir schadet.
Wenn Du in irgendeinem Bereich unglücklich bist, kann es außerdem hilfreich sein, die beiden Bedürfnisse zu identifizieren, die hierdurch gerade zu wenig erfüllt werden, und zu überlegen, wie Du diese Bedürfnisse hier mehr integrieren kannst.
Gleiche ab: Deine Wunschvorstellung und die zentralen Grundbedürfnisse
Nimm Dir einen Moment, schließe Deine Augen und lass´ vor Deinem inneren Auge eine Vision auftauchen, die Vorstellung von Deinem Leben, so wie Du es Dir wirklich wünschst.
Dann prüfe: Welche zwei der sechs Grundbedürfnisse bringen Dich, wenn Du sie in den Vordergrund stellen würdest, Deiner Wunschvorstellung näher?
Dann werde Dir bewusst: Sind dies die zwei Grundbedürfnisse, die aktuell Deine Lebensgestaltung und Dein Verhalten dominieren? Wenn ja: Perfekt. Wenn nicht, kannst Du Dich entscheiden, Dich in nächster Zeit ganz bewusst auf die zwei Grundbedürfnisse auszurichten, die Dich Deinem Leben, so wie Du es Dir wünschst, näher bringen.
Die Art und Weise, wie Du Deine Bedürfnisse in den Vordergrund stellst, liegt innerhalb Deiner Kontrolle.


Lege mehr Fokus auf Wachstum und Beitrag – für ein erfüllteres Leben
Die ersten vier Bedürfnisse sind für das menschliche Überleben unerlässlich; und wir müssen das Gefühl haben, dass sie in gewissem Maße erfüllt sind.
Die letzten beiden Bedürfnisse, Wachstum und Beitrag, sind hingegen für die menschliche Entfaltung, für langfristiges Glück und Erfüllung unerlässlich.
Unsere Ausrichtung auf Wachstum und Beitrag ist deshalb entscheidend für ein erfülltes Leben.
Um mehr Fokus auf Wachstum zu legen, frage Dich, wie Du Deine persönliche oder berufliche Entwicklung aktiv vorantragen kannst. Es könnte bedeuten, neue Fähigkeiten zu erlernen oder spirituelle Pfade zu beschreiten, Bücher zu lesen oder dich mit inspirierenden Menschen zu umgeben. Ebenso überlege, wie Du Dein Bedürfnis nach Beitrag erfüllen kannst – beispielsweise durch ehrenamtliche Arbeit, Unterstützung für Dein Umfeld oder das Engagement für eine Dir am Herzen liegende Sache.
Setz´ Dir kleine, konkrete Ziele, um Wachstum und Beitrag in Dein Leben zu integrieren. Oft sind es gerade die kleinen Schritte, die langfristig zu den größten Veränderungen führen.