Die Ayahuasca-Zeremonie

Um Ayahuasca – den psychoaktiven Pflanzentrank – ist ein regelrechter Hype entstanden. Doch was passiert eigentlich bei einer Ayahuasca-Zeremonie – und warum nehmen Menschen daran teil? Alles über die Ursprünge, Wirkungen und Abläufe einer Ayahuasca-Zeremoonie – und wie Du Dich darauf vorbereiten kannst.

Was ist Ayahuasca?

Ayahuasca ist ein psychoaktiver Pflanzentrank, der traditionell von indigenen Völkern im Amazonasgebiet verwendet wird. „Ayahuasca“ ist ein Quechua-Wort und heißt übersetzt in etwa „Rebe der Seele“ oder „Rebe der geistigen Weisheit“. Das hat auch damit zu tun, dass der zentrale Bestandteil des Ayahuasca-Gebräus eine riesige Lianenpflanze ist.

Der zähflüssige, braune und vergoren schmeckende Sud, der auch als Ayahuasca-„Tee“ bezeichnet wird, besteht im Kern aus zwei Pflanzen:

  • Die Ayahuasca-Rebe „Banisteriopsis caapi“, eine tropische Lianenart, ist die Hauptzutat von Ayahahuasca. Die in der Liane enthaltenen MAO-Hemmer verstärken die Wirkung der psychoaktiven Inhaltsstoffe der zweiten Pflanze.
  • Chacruna bzw. „Psychotria viridis“ ist ein Strauch, der in den tropischen Regenwäldern Südamerikas beheimatet ist. Chacruna enthält den psychedelisch wirkenden Stoff DMT, das für die visionären und bewusstseinsverändernden Effekte von Ayahuasca verantwortlich ist.

Die Einnahme von Ayahuasca führt uns in einen veränderten Wahrnehmungszustand z.B. mit einer
Veränderung des visuellen Erlebens und einem verschärften akustischen Bewusstsein. Starke Visionen, visuelle und akustische Eindrücke sind daher häufig Bestandteil der Arbeit mit Ayahuasca, auch unser Körper kann stark auf die Einnahme der Pflanzenmedizin reagieren.

 

Warum nehmen Menschen an einer Ayahuasca-Zeremonie teil?

Typischerweise wird Ayahuasca im Rahmen einer durch SchamanInnen oder Pflanzendoktoren geleiteten Zeremonie getrunken. Die Arbeit mit Ayahuasca ist eine tiefgreifende spirituelle Praxis, die spirituellen, therapeutischen und heilenden Zwecken dienen kann:

  • Ayahuasca wird als ein mächtiges Werkzeug für die Heilung von körperlichen, emotionalen und spirituellen Leiden angesehen. Sie kann tiefsitzende Traumata aufdecken und bearbeiten.
  • Viele Menschen suchen auch Ayahuasca-Zeremonien auf, um mehr Selbsterkenntnis zu erlangen, spirituell zu wachsen oder eine Verbindung zu höheren Bewusstseinsebenen herzustellen.
  • Ayahuasca-Zeremonien schaffen häufig ein enges Gefühl von Verbundenheit und Gemeinschaft unter den Teilnehmenden.

In den letzten Jahren erleben Ayahuasca-Zeremonien auch hier in Europa eine zunehmende Verbreitung, weil sie besondere visionäre Erlebnisse ermöglichen und damit die Tür zu tiefgreifender Selbsterkenntnis, persönlicher und spiritueller Entwicklung öffnen.

 

Ayahuasca in den Augen der SchamanInnen

Die SchamanInnen des Amazonas betrachten Ayahuasca als echten Heiler. Dabei geht es nicht primär um die außergewöhnlichen Visionen, sondern um die Reinigung, die Heilkraft und die Verbindung zu unserer eigenen innersten Weisheit. In den Augen der SchamanInnen sind auch nicht die Chemie und die Bioaktivität der Pflanzen die primäre Quelle ihrer Heilkraft, sondern diese kommt aus der schöpferischen Verbindung zwischen dem Geist der Pflanze und dem Geist der Schamanin. Hier erfährst du mehr über die Arbeit von Schamanen und Schamaninnen.

 

Die Zubereitung von Ayahuasca

Die Pflanzenbestandteile werden über viele Stunden bei beständigem Rühren langsam gekocht, bis am Ende ein konzentrierter Sud entsteht. Dieses Einkochen ist ein heiliges Handwerk und wird idealerweise begleitet von Ritualen, Segnungen und Gebeten, dem Singen von Medizingesängen und dem Rauchen des Tabaks.

Erfahrungsgemäß hängt die Qualität der entstehenden Pflanzenmedizin entscheidend von der Sorgfalt und Aufmerksamkeit während der Zubereitung und dem Respekt gegenüber der Pflanze ab.
Deswegen ist es wichtig, dass die Zubereitung von Ayahuasca von erfahrenen Personen durchgeführt wird, die mit den Pflanzen und mit den traditionellen Praktiken vertraut sind.

Wie läuft eine Ayahuasca-Zeremonie ab?

Viele Ayahuasca-Zeremonien beginnen mit einer inneren Ausrichtung und Bekundung der persönlichen Absicht: Das, was Du Dir von der Zeremonie wünschst. Außerdem erklärt Dir der Leitende den Ablauf der Zeremonie und bereitet Dich auf die anstehenden Prozesse vor.

Je nach Schamane oder Schamanin und Tradition geht der eigentlichen Einnahme von Ayahuasca noch die Arbeit mit anderen Medizinpflanzen wie z.B. dem Tabak voraus, um erste Reinigungs- und Klärungsprozesse mitanzustoßen.

Dann trinkst Du das Ayahuasca-Gebräu und machst es Dir je nach Tradition sitzend oder liegend bequem, während die Pflanze allmählich beginnt, in Deinem Körper zu wirken.

Die Wirkung von Ayahuasca

Ayahuasca reinigt unseren Körper und Geist von allen Energien, die uns nicht länger dienlich sind und die unser Wachstum bzw. unseren weiteren Weg verhindern. Dieser Reinigungsprozess kann zu starkem Erbrechen und Durchfall führen, ebenso zu unkontrollierbaren Körperbewegungen und intensiven emotionalen Zuständen. Eine Ayahuasca-Zeremonie erfordert unseren Mut und unser Vertrauen. Wenn es uns gelingt, uns diesen Reinigungsprozessen hinzugeben, liegt darin eine große Gnade.

Gleichzeitig öffnet Ayahuasca in vielen Fällen unser inneres Sehen, was zu intensiven Visionen und Einsichten führen kann – gewollten und ungewollten: Ayahuasca zeigt Dir nicht, was Du sehen willst, sondern was Du sehen musst.

 

Man sieht das Logo von Kerstin: einen abstrakt gezeichneten fliegenden Adler (man sieht Kopf, Flügel und einen Teil des Körpers angedeutet, der wie aus einem Kreis hervorfliegt.
„Ayahuasca kommt wie eine sehr helle Lampe und leuchtet in Deine hintersten Winkel und tiefsten Keller hinein. Sie richtet Deinen Blick – gnadenvoll oder gnadenlos, wir wissen es in diesen Momenten oft nicht so genau – auf das, was Du in Dir noch erkennen oder erlösen musst. Und schafft damit gewaltige Möglichkeiten.“

KERSTIN BRINKBÄUMER

Schamanische Unterstützung während der Ayahuasca-Zeremonie

Während der Ayahuasca-Zeremonie, die ungefähr vier bis sechs Stunden dauert, singt der die Zeremonie leitende Schamane Medizingesänge, sogenannte Ikaros oder Mariris, die der Pflanzenmedizin zusätzliche Kraft verleihen und die Prozesse der Teilnehmenden lenken. Außerdem kann er oder sie Dich bei Bedarf unterstützen, Dir z.B. durch das energetische Eingreifen Reinigungsprozesse erleichtern, Dir aus innerem Feststecken heraushelfen. Auch Musikinstrumente wie Trommeln, Rasseln oder Flöten können zum Einsatz kommen, um die Energien zu lenken.

Nach der Zeremonie ist es üblich, dass die Teilnehmenden sich etwas ausruhen und erholen können, weil die Erfahrung emotional und körperlich sehr intensiv sein kann. Daran anknüpfend gibt es häufig eine gemeinsame Reflexion, in der die Teilnehmenden ihre Erfahrungen besprechen und der/die Leitende hilft, das Erlebte zu deuten, und Impulse gibt zur Integration in den Alltag.

Was mache ich nach einer Ayahuasca-Zeremonie?

Du kommst aus der Ayahuasca-Zeremonie, fühlst die Gnade dessen, was geschehen ist, hattest vielleicht einen stilleren, vielleicht einen spektakulären Prozess… Was jetzt?

Bleib wach! Prüfe immer mal wieder: Was geschieht in Verbindung mit Deiner Absicht in den Wochen und Monaten nach der Ayahuasca-Zeremonie, wie wirken sich die Prozesse der Zeremonie aus?
Die Visionen, die wir während der Ayahuasca-Zeremonie erleben, sind kein fertiges Endprodukt, sondern zeigen uns an, wo in der nächsten Zeit unser Fokus und unsere Energie hin muss.

Wenn Du das Gefühl hast, dass irgendwas in der Zeremonie offengeblieben ist, Du es noch nicht erkennen oder erlösen konntest, bleib da dran – z.B. in Form einer Einzelsession mit einer oder einem erfahrenen schamanischen BehandlerIn.

Braucht jeder Mensch eine Ayahuasca-Zeremonie?

Nein. Manche Menschen ruft die Pflanze, manche nicht. Für mich ganz persönlich war Ayahuasca über sehr viele Jahre eine meiner wichtigsten LehrerInnen, und ich würde ihr jederzeit mein Leben in die Hände legen. Sie ist für mich bis heute Meisterin und Schwester zugleich, und ich empfinde es als große Gnade, mit diesem Pflanzengeist verbunden zu sein.

Gleichzeitig bin ich absolut davon überzeugt, dass die Pflanzenmedizin-Einnahme nicht in jedem Moment und nicht für jeden Menschen dran ist oder die richtige Form ist; bei bestimmten körperlichen oder psychischen Erkrankungen ebenso wie bei der Einnahme bestimmter Medikamente ist die Teilnahme auch kontraindiziert. Wir müssen auf unseren Körper und unseren Geist hören.

 

Der Hype um Ayahuasca

Der in den letzten Jahren entstandene Hype um Ayahuasca, vor allem wegen des visionären Aspekts, und der zunehmende „Ayahuasca-Tourismus“ führt vor allem in der spirituellen Szene manchmal dazu, dass wir unter Druck geraten, das auch ausprobieren zu müssen – mein ganz persönlicher Rat an Dich: Hör auf Dein eigenes Gefühl.

 

Abende der Zeremonie

An den Abenden der Zeremonie schaffen wir Raum, um dieselben Bewusstseinsräume eröffnen wie bei einer Ayahuasca-Zeremonie – jedoch ohne die Einnahme der Pflanze.

So bereitest Du Dich auf eine Ayahuasca-Zeremonie vor

Erfahrungsgemäß hast Du das beste Outcome, d.h. die klarste innere Sicht und den kraftvollsten Prozess, wenn Du Dich sowohl physisch als auch geistig auf die Zeremonie vorbereitest:

Achte auf Deine Ernährung

In erster Linie meide alle fermentierten, sauren bzw. zitronensäurehaltigen und alle übermäßig reifen Lebensmittel, um z.B. eine durch zu viel Tyramin im Körper ausgelöste Bluthochdruckkrise während der Ayahuasca-Zeremonie zu vermeiden.

Als allgemeine Regel meide alle Lebensmittel und Getränke, die gekühlt werden müssen. Vermeide Fleisch und schwere, ölige und fettige Speisen, die Dein Verdauungssystem verstopfen.

Erfahrungsgemäß ist eine pflanzlich basierte Ernährung aus frisch zubereiteten Zutaten mit möglichst wenig Salz und Gewürzen die beste Vorbereitung.

Vermeide Alkohol, Zucker und andere „Freizeitdrogen“

Verzichte auf jeden Fall auf Alkohol, sonst wirst Du mit Ayahuasca wenig Freude haben.
Die Abstinenz von Koffein, Zucker und anderen „Freizeitdrogen“ hilft darüber hinaus sehr, weil sie nicht nur den Körper reinigt, sondern auch all jene Themen in Dein Bewusstsein bringt, die unter dem Gebrauch dieser Freizeitdrogen begraben sind.

Ayahuasca zu trinken bedeutet, Zugang zu diesen unbewussten Aspekten zu bekommen. Wir beteiligen uns an diesem Prozess, indem wir die üblichen Wege vermeiden, mit denen wir uns „behandeln“.

Verzichte auf Sex

In den zehn bis vierzehn Tagen vor der Ayahuasca-Zeremonie verzichte auf jegliche Form von Sex.
So bewahrst Du die Energie bei Dir und hast sie für die Ayahuasca-Zeremonie zur Verfügung.

Sei bereit, Deine Energie einzusetzen

Lass die Idee los, dass Du dafür Geld bezahlt hast und jetzt einfach Ayahuasca konsumierst, und setze Dich stattdessen mit der Idee auseinander, dass auch die Beziehung zu den Pflanzengeistern immer eine Beziehung in Gegenseitigkeit ist, geprägt von gegenseitigem Respekt und gemeinsamem Einsatz. Was bist Du bereit mitzubringen in diese Begegnung, was ist Dein Einsatz?

Verbinde Dich mit Ayahuasca

Wenn Du möchtest – das ist häufig leichter, wenn Du schon mit Ayahuasca gearbeitet hast – verbinde Dich vorab mit dem Pflanzengeist: Reise innerlich zu ihr, sprich zu ihr in Deinem Geiste. Die Großmutter wird es zu schätzen wissen.

Kläre Deine Absicht

Wozu machst Du die Zeremonie wirklich? Was wünschst Du Dir, welchen Entwicklungs- oder Heilungsprozess möchtest Du in Gang bringen oder vertiefen? Wenn Du mit einer klaren inneren Ausrichtung in die Ayahuasca-Zeremonie eintrittst, kann die Pflanzenmedizin Dir umso kraftvoller weiterhelfen.

Tipps für Deine Ayahuasca-Zeremonie

Häufige Fragen 

Die rechtliche Situation bzgl. der Ayahuasca-Zeremonien ist komplex und unterscheidet sich von Land zu Land. In Deutschland fällt Ayahuasca unter das Betäubungsmittelgesetz und wird als nicht-legale Droge betrachtet. Die indigenen Völker Südamerikas hingegen haben Pflanzen schon immer als heilig betrachtet – besonders diejenigen, die die normalen Funktionen des Geistes und des Körpers verändern. Pflanzen, die es uns Menschen ermöglichen, mit den Spirits zu sprechen, werden dort auch als „Pflanzen der Götter“ bezeichnet.

Du solltest der Person, die Dich durch die Ayahuasca-Zeremonie führt, vertrauen; ihm oder ihr gegenüber ein wirklich gutes Gefühl haben. Vielleicht hast Du sie bereits von anderen in der Arbeit mit der Pflanzenmedizin erfahrenen Personen empfohlen bekommen.

Ein erfahrener Schamane oder Pflanzendoktor hat selbst nicht nur eine eigene intensive Beziehung zu Ayahuasca, zum Tabak und den Hilfsgeistern und -kräften, sondern er beherrscht die schamanischen Gesänge und kann Dich mithilfe der Gesänge durch Deinen Prozess führen und bei Bedarf unterstützen.

Er oder sie sollte Dich gut auf die Zeremonie vorbereiten, Dir Tipps geben zum Umgang mit schwierigen Situationen. Genauso sollte die Nachbereitung und Integration des Erlebten nicht zu kurz kommen.

Man sieht vor dunklem Hintergrund in Nahaufnahme auf einem Altartuch eine Rassel mit geschwungenen Lianen-Mustern und einem Auge darauf sowie im Hintergrund brennende Kerzen und Tulpen in einer Vase als Teil des Altars der schamanischen Mini-Workshops.